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Also jetzt nochmal kurz zu AD(H)S - Was genau läuft da jetzt nochmal ab?

Eine kurze Zusammenfassung zum Thema AD(H)S: - Achtung ich bin keine Neurologin!

Trotzdem will ich mich nicht davor scheuen, dass zu erklären, was ich darunter verstehe, denn es kommt immer wieder vor, dass ich darauf angesprochen werde!

 

Diagnose AD(H)S! Gern wird sie schnell den „Zappelphillipkindern“ gestellt. Es gibt Medikamente, Therapien und last but not least eine Rechtfertigung für ein, sagen wir, „unerwünschtes Verhalten“. Eine Diagnose kann jedoch auch eine Last nehmen und ein Weg sein den Leidensdruck einzudämmen, um neue Wege zu finden.

 

Doch nun vorab: Was bedeutet AD(H)S genau?

 

Die Hauptursache für die Diagnose AG(H)S ist den meisten Wissenschaftlern zufolge zu 20 – 30 Prozent eine genetische und findet ihren Ursprung im Gehirnstoffwechsel. Der Stoffwechsel unseres Gehirns ist kein statischer, sondern dauernd im Prozess und wird durch unsere Erfahrungen, unser Erleben, unser Leben, unsere Sozialisation ein ständig in sich anzuregender´ und in Entwicklung befindender.

 

Unsere Aufmerksamkeit besteht praktisch betrachtet weitläufig im Zusammenhang mit unserer Wahrnehmung und dessen Verarbeitung. Was wir wahrnehmen assimilieren (adaptieren) wir und dessen Vorstellungen davon assoziieren (verknüpfen) wir. Unser Denken und Fühlen unterliegen unserer Informationsverarbeitung. Zu viele Eindrücke sorgen für einen Anstieg des Verarbeitungsprozesses. Unsere Helferchen hierfür sind Botenstoffe im Gehirn, sogenannte Neurotransmitter. Sie sorgen dafür, dass wir Eindrücke vernetzen und verarbeiten. Besteht ein Ungleichgewicht zwischen den Neurotransmittern - Serotonin, Nordadrenalin und Dopamin - wirkt sich das auf unsere Aufmerksamkeit und Motivation aus. Symptomatisch äußert sich die durch Gereiztheit, Impulsivität, Unaufmerksamkeit, Vergesslichkeit, Verträumtheit u.ä.!

 

Menschen, Kindern oder Erwachsenen mit diesen Eigenschaften wird oft unterstellt, sie seien faul oder hyperaktiv. Im Grunde liegen die Ursachen doch tiefer. Ich meine, weder Kinder noch erwachsene Menschen sind von Natur aus faul oder hyperaktiv. Ich denke auch nicht, dass jemand mit Absicht faul oder hyperaktiv ist. (…) Was denkt ihr!?

 

Von diesem Menschenbild ausgehend schauen wir uns das Gehirn mal genauer an:

 

Was passiert genau, wenn wir etwas wahrnehmen? Informationen steuern auf uns zu, wie Puderzucker auf eine Waffel (genaueres weiter unten im Text). Ein Licht, ein Auto, eine Ampel, sich unterhaltende Menschen, ein Auto hupt, die Fahrradkette springt heraus. Was macht da unser Gehirn? Richtig es filtert. Relevante Informationen werden als bedeutsam eingestuft und irrelevante als unbedeutsam. So kommen wir sicher über die Straße. Puuh.

 

Ist nun aber der Gehirnstoffwechsel im Ungleichgewicht, wird auch der Prozess des Filterns komplizierter. In Windeseile werden Reize als kodierte Signale auf elektrochemischen Weg an das „zentrale Nervensystem“ geleitet - der wichtigsten Schaltstelle des Gehirns. Von dort gelangen sie zum sogenannten Neokortex, der Hirnrinde, der die Funktion hat zu speichern. Wie weit bewege ich meine Hand, damit das Wasser nicht aus der Tasse fällt? Hier muss assoziiert (verknüpft) werden.

 

Es wird zum Beispiel eine Verbindung zwischen der Wahrnehmung des Raumes und der Wahrnehmung der Bewegung (Motorik) geschalten. Platsch mir fällt die Tasse aus der Hand. Du Tollpatsch sagen sie. Kann passieren. Gerad geträumt. Habe ich jetzt AD(H)S? (...) Wo hört das tollpatischig sein auf und wo fängt die AD(H)S Symptomatik an? Die Grenzen sind schwammig. Am Ende entscheidet der Leidensdruck.

 

Zurück zum Vernetzen – Babys saugen Informationen auf wie ein Schwamm. Sie vernetzen mit den Augen wahrgenommenes mit Worten – sie assoziieren – Große Frau, warm klingende Stimme, Brüste, das Muss die Mama sein! Die Vernetzung baut sich Tag für Tag auf und wird immer komplexer. Auch ich, als Mama lerne ständig. Mit 33 fange ich nun an Klavier zu lernen. Ich „trainiere“, übe stetig, um nicht zu schnell wieder alles zu vergessen.

 

Doch ich vergesse. Ich vergesse so viel. Denn leider besteht mein Alltag auch aus Kind, Wäsche waschen, putzen, Essen machen, Terminplanung, Arbeit, Haushalt, und und und.

 

Nun komme ich zum auf die Waffel fallenden Puderzucker. Das Gehirn wird pro Sekunde etwa mit 400 Milliarden Bits an Infos attackiert. Von dieser enormen Masse filtert das Gehirn die wesentlichen Informationen heraus, etwa 2000 Bits pro Sekunde. Unterliegt dem Filterprozess eine Störung ist das so, als würde man von allem ein bisschen mitbekommen, nur nicht „den roten Faden“ erkennen, um den es eigentlich geht. Dabei arbeitet das Gehirn auf Hochtouren. Menschen mit AD(H)S wirken "zerstreut", "verpeilt", "unruhig".

 

Die Neurotransmitter Serotonin, Nordadrenalin und Dopamin verweilen bei AD(H)Sler*Innen zu kurz an den jeweiligen Synapsen. Sie sind die Botenstoffe, die unsere Reizaufnahme einstufen, sozusagen belohnen! Auch Schokolade, Nüsse Bananen, wie ihr schonmal gehört habt, setzen diese Hormone in unserem Körper frei. Sie belohnen unser Gehirn!  Bei den AD(H)Sler*Innen, so die These, werden die Neurotransmitter zu schnell abgebaut, dies konnte sicherlich bei dem Botenstoff Dopamin nachgewiesen werden. Dopamin ist zuständig für die Gefühlregulierung, der Motivation, der Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit.

 

Dopamin belohnt unser Gehirn. Wie kann nun bewirkt werden das Das Belohnungssystem reguliert wird? Können wir den Stoffwechsel beeinflussen?

 

Können wir!

 

Von innen und außen. Es gibt Formen der Therapien: Psychotherapeutische, ergotherapeutische sowie zahlreiche spezielle therapeutische Formen (Kunsttherapie, Musiktherapie, Biofeedback) die unterstützen Lernstrukturen verfestigen können und somit aus neuen Denk und Verhaltensmistern den Stoffwechsel zu beeinflussen, das Neurofeedback – ein Computerbasierendes Spielprogramm, das mithilfe von Elektroden die Gehirnaktivität misst und analysiert und so zielgerichtet agieren kann, medikamentöse Therapieformen, wie bspw. Methylphenidat –„Ritalin“, die helfen sollen den Abbau der Neurotransmitter zu verlangsamen).

Eltern aufgepasst: Es gibt Formen den Alltag anzupassen: Struktur im Kinderzimmer! Rhythmus! Aufmerksamkeit seitens der Eltern als Belohnungsfaktoren u.v.m..

 

Ab wann ist jedoch eine Therapie überhaupt notwendig?

 

Das hängt vom Leidensdruck ab und kann nur individuell erörtert werden

 

Ob eine Diagnose gestellt wird, inwiefern dieser Schritt notwendig ist und ob nicht andere Hintergründe Ursache für das Verhalten haben könnten (wie etwa Depressionen, soziale Faktoren, Epilepsie, etc.) sollte mit Spezialisten geklärt werden. Vielleicht überschneiden sich auch mehrere Faktoren?

 

Welche Form für sie am Besten geeignet ist sollte im Zusammenspiel mit Ärzt*Innen, Lehrer*Innen und Erzieher*Innen und Therapeut*Innen diskutiert werden. Die Eltern kennen ihr Kind und ihre Situation am besten. Das wichtigste ist, die Situation des Kindes so transparent wie möglich zu beschreiben. Es ist wichtig, auch die eigene Situation als Elternteil gut zu schildern, Überforderung bspw. zuzugeben. Denn ein Symptom ist immer eine Wirkung aus einem ganzen System, das sich gegenseitig bedingt. Eine multidimensionale Betrachtung ist wichtig und hilft eine optimale Lösung zu finden. Eine transparente Beschreibung trägt auch dazu bei, nicht vorschnell die Diagnose AD(H)S zu stellen. Ritalin bspw. Ist ein Medikament mit Nebenwirkungen. Es sollte gut durchdacht sein, dem Kind ein solches Medikament zu verabreichen. Wie groß ist der Leidensdruck? Was wurde schon getan? Arbeitet diese Fragen nicht allein ab! (...)

 

Habt ihr der Thematik was hinzuzufügen? Fragen, Kritiken, Anregungen?

 

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